»Sprache öffnet so viele Türen.«
Im Ausland lebend genießt man als deutsches Elternpaar die Zweisprachigkeit, mit der die Kinder automatisch aufwachsen. Wenn wir rückblickend gefragt werden, was es uns wirklich gebracht hat, so lange im Ausland zu leben, dann ist es neben den Erfahrungen und Erlebnissen eben jene Zweisprachigkeit, die die Kinder mühelos über den englischsprachigen Kindergarten und später die englischsprachige Schule mitgenommen haben.
Doch dann kommt der Moment der Rückkehr nach Deutschland. Plötzlich merkt man, wie überaus schwierig es zu sein scheint, diese mühelos erlernte Zweisprachigkeit der Kinder beizubehalten. Natürlich gibt es die Option von Privatschulen, aber deren Vor- und auch Nachteile durften wir im Ausland erleben. Nun war unser Wunsch für unsere Kinder eine ganz normale deutsche Kindheit an einer ganz normalen deutschen Grundschule. Nur ging es für uns nicht ohne Englisch! So normal wollten wir es dann wohl doch nicht.
Die Suche begann und der Frust wuchs. Die Bundesländer, die arbeitstechnisch am besten gepasst hätten fielen nach langen Telefonaten mit so ziemlich allen Schulämtern raus. Eine Stunde Englisch ab der 3. Klasse war dann doch nicht das, was wir uns vorstellten. Aus einer Laune heraus gaben wir Lübeck und bilinguale Grundschule als Suchbegriffe bei Google ein und wurden fündig. Und nicht nur eine Grundschule, nein, gleich drei Ergebnisse gab es.
Ziemlich schnell war klar, dass nur eine der Schulen für uns in Frage kam. Denn nur diese Schule war mit dem bilingualen Angebot so lange dabei, dass auch unsere dann Drittklässlerin bilingual unterrichtet werden konnte. Nach Telefonaten, diversen Emails und danach folgenden Treffen mit der Schulleiterin stand dann fest, dass es bei einer Rückkehr nach Deutschland nur diese Schule für die Kinder sein kann.
Nun haben wir das erste Schuljahr in Deutschland hinter uns. Gerade für die Drittklässlerin war es nicht immer leicht, plötzlich mit Deutschunterricht und Groß- und Kleinschreibung konfrontiert zu werden – um so besser war es, dass sie durch den bilingualen Unterricht weiterhin der englischen Sprache verbunden blieb und es somit eine gewisse Kontinuität in ihrem Leben gab. Und obwohl zu Hause nun fast nur noch Deutsch gesprochen wird, kann die Große weiterhin fließend ins Englische wechseln. Unsere Zweitklässlerin hat auf den Umzug nach Deutschland in den ersten Monaten mit einer kompletten Englisch-Verweigerung im familiären Bereich reagiert. Da hat es uns beruhigt, dass sie zumindest in der Schule die Sprache weiterhin hörte. So versteht sie aktuell die Sprache passiv gut, kann sie aktiv mit einigem Wörtersuchen anwenden, für eine Siebenjährige, die so viele Veränderungen mitgemacht hat, sind wir mit dem Stand der Dinge ganz zufrieden.
Für uns war die Entscheidung für Lübeck und sein bilinguales Angebot an Grundschulen die richtige Entscheidung. Viele haben sich über diese Wahl gewundert und sich gefragt, warum wir uns das Leben selber so kompliziert machen und hier oben in den Norden gehen. Aber die Kinder aus ihrem gewohnten Zuhause zu reißen und neu in Deutschland anzusiedeln ging für uns nur, indem wir die für uns perfekte Schule gefunden haben und dazu gehört für uns auch die englische Sprache.
Die Kinder sind unheimlich stolz, Schülerinnen der Grundschule Roter Hahn zu sein. Sehr spannend finden sie es, dass sie immer wieder an der Schule auf englischsprachige Muttersprachler treffen, was die von ihnen gewohnte Offenheit und Neugier dem anderen gegenüber lebendig hält. Im wahrsten Sinne des Wortes »erleben« sie die englische Sprache, sie ist normaler Teil ihres Unterrichts und verliert so die Barriere des Fremden. Es ist einfach total normal, zwei Sprachen ausgesetzt zu sein.
Denn egal, mit welcher Zweitsprache ein Kind aufwächst – Sprachen öffnen so viele Türen und Möglichkeiten, diese Chance darf man sich nicht entgehen lassen!
Familie Bartz